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3 Personen sitzen auf einer Treppe vor roten Türen und einer Glasfront

Master-Arbeit aus dem Jahr 2017

Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch aus Sicht von Menschen mit Trisomie 21

Wie denken Menschen mit Down-Syndrom über die Themen vorgeburtliche Diagnostik und Schwangerschafts-Abbruch?

Die Master-Studentin Miriam Quaß wollte durch ihre Arbeit beweisen:
Menschen mit einer Trisomie 21 können eine eigene Meinung zum Thema Vorgeburtliche Diagnostik und Schwangerschafts-Abbruch haben.
Darum hat sie sich entschieden:
Zu diesem Thema will sie eine Forschungs-Arbeit schreiben.
Diese Arbeit hat sie im Jahr 2017 an der Technischen Universität Dortmund geschrieben.

Im Sommer 2016 hat sie an einer kreativen Denk-Werkstatt des Forschungs-Projektes TOUCHDOWN 21 teilgenommen.
8 erwachsene Menschen mit Down-Syndrom wurden ausführlich zu diesem Thema befragt.

Wir möchten an dieser Stelle zuerst beschreiben:
Wie wurde gearbeitet?
In welchem Rahmen haben die Gespräche stattgefunden?
Und danach können Sie in kurzer Form das Ergebnis der Untersuchung lesen.

Gemeinsames Arbeiten zum Thema Vorgeburtliche Diagnostik und Schwangerschaftsabbruch
Sommer 2016:
Drei Tage lang haben sich 8 Personen mit Down-Syndrom in einer kreativen und angenehmen Atmosphäre getroffen.
Es waren 3 ausgebildete Unterstützer-Personen (Assistenzen), eine Fotografin, 3 Fach-Personen, 3 KünstlerInnen und die Master-Studentin anwesend.  

Welche Aufgaben hatten diese vielen Menschen?
Was war die Aufgabe der 3 Fach-Personen?
Sie haben Dinge erklärt.
Sie haben Fragen beantwortet.
Fach-Fragen zum Thema Medizin, Bioloie und Fach-Fragen über Gesetze.

Die Assistenzen waren da und haben in schwierigen Momenten geholfen.
Sie haben unterstützt.

Die Fotografin hat alles dokumentiert.
Sie hat Fotos gemacht.

Die Künstlerin und die beiden Künstler haben bei der Entwicklung eines Kunst-Werkes zum Thema Schwangerschafts-Abbruch assistiert.
Und sie haben geholfen, das Kunst-Werk zu machen.

Person ABC [eine Person mit Down-Syndrom, deren Namen wir hier nicht nennen] hatte die Idee für das Kunst-Werk.
Ihre Zusammenfassung der gemeinsamen Zeit ist:

"Mir hat es sehr gut gefallen.
Die ganzen 3 Tage, es war sehr interessant das Thema.
Auch ein schwieriges Thema zu begreifen.
Und ich bin selber für ein Exponat was ich mit den 3 Künstlern gemacht habe."

Peter Kurenbach ist Künstler und hat bei der Umsetzung des Kunst-Werkes geholfen:

"Also ich bin auch sehr begeistert von diesem Workshop.
Dieses Thema ist wirklich sehr schwer.
Bis wir erst mal zu dem Thema gekommen sind, haben wir eine ganz sensible gemeinsame Strecke hinbekommen und dann haben sich alle Aspekte des Themas geöffnet.
Mit Traurigkeit, mit Zuversicht, alle Aspekte, die das Thema Schwangerschafts-Abbruch haben könnte, sind irgendwie ein bisschen durchlebt worden.
Und das ist letztendlich auch die Kraft, die in dem Exponat steckt.
Also das hat mich sehr beeindruckt.
Ich bin ganz begeistert davon."

Person DEF [eine Person mit Down-Syndrom, deren Namen wir hier nicht nennen] diktert:

"Ich bedanke mich für das Seminar/Workshop-Wochenende.
Ich will mich auch bedanken über meine Traurigkeit bzw. Glück zu teilen mit der Katja de Braganca.
Ich freue mich schon auf die Ausstellung, aber wie gesagt bin ich immer ganz vorsichtig mit allem.
Gefallen, ja das war‘s schon.  
Jetzt bin ich froh, wirklich, dass mein Patenkind nicht abgetrieben worden ist zum Thema Abtreibung.
Ich bedanke mich für alles, was getan wurde.
War auch beeindruckend, was an Künstler betrifft oder überhaupt wie wir weiter gekommen sind." 

Person GHI [eine Person mit Down-Syndrom, deren Namen wir hier nicht nennen] verbindet gerne schwere fachliche Themen mit kreativen Prozessen.
Ihr hat es sehr gefallen:

"Mir auch sehr gut gefallen diese Thema zu arbeiten finde ich sehr, sehr interessant.
Ich merke das in meine Herzen jetzt:
Und ich möchte euch nur danken für die 3 Tage.
Komme wieder."

Diana de Bragança hat beim Sprechen über die Themen und beim Schreiben der Texte assistiert.
Sie schreibt:

"Ich fand das Wochenende auch sehr schön.
Es war schön, die 3 Tage hier zu arbeiten und auch so einen schönen Ort zu haben, so eine schöne Umgebung, so nette Menschen und so ein schwieriges Thema zu bearbeiten.
Und es war toll, dass wir so viel Zeit hatten und einfach langsam das Thema angehen konnten.
Und jetzt so ein tolles Ergebnis haben und wir alle das Thema kennen, es in die Kiste packen können, jetzt ein Exponat haben und dann ist es glaube ich auch einfacher, damit umzugehen.
Es war schön."

Georg Cevales gehörte zu der Künstler-Gruppe.
Er brauchte einige Zeit um sich einzulassen.
Er erzählt:

"Ich fand, dass wir sehr, sehr gut zusammen-gearbeitet haben.
Die 3 Tage haben einen runden Bogen ergeben.
Für mich war das Thema sehr abstrakt und finde es ein sehr schwieriges Thema. Und durch das Exponat, das jetzt fertig geworden ist, wird das irgendwie greifbar und komischerweise bin ich heute richtig traurig geworden, was ich die letzten Tage nicht so erlebt habe.
Aber ich fand es auch ne richtige Sache und ich freue mich, dass ich dabei war."

Miriam Quaß war, trotz der Professionalität als Master-Studentin, sehr beeindruckt:

"Es war eine ganz tolle Erfahrung, hier zu sein, ein wirklich schwieriges Thema anzusprechen mit euch, und deshalb möchte ich mich erstmal sehr dafür bedanken bei euch allen, dass ich hier dabei sein durfte, dass ich euch beobachten durfte, dass ich eure Gespräche mit anhören durfte.
Das hat mir sehr geholfen.
Und ich muss auch sagen, es hat mir ganz, ganz viel auch persönlich gebracht, so emotional, hat es mir auch viel geholfen.
Ein ganz großes Dankeschön und ich bin sehr froh, dass ich hier dabei sein durfte."

Das Kunstwerk zum Thema Schwangerschafts-Abbruch

Vier Eier aus Ton, die eine Person vor schwarzem Hintergrund in den Händen hält.

Person JKL [eine Person mit Down-Syndrom, deren Namen wir hier nicht nennen, Teilnehmer des Workshops, beschreibt es folgendermaßen:

„Das Kunstwerk ist ein Ei über das Thema Schwangerschaft.

A Das geschlossene Ei ist Schwangerschaft.
B Und ganz da drin, kann man die Trisomie 21 sehen und das Kind
C Das Kind behalten. Man kann das Kind behalten, wenn man das haben möchte, ja oder nein. Das Ei wird mit einer Naht zugenäht in dem Kunstwerk.
D Das vierte war abgebrochen. Das war Schwangerschafts-Abbruch und   Abtreibung. Das war auseinander-gebrochen.“

Ergebnisse der Master-Arbeit von Miriam Quaß
Was wollte Miriam Quaß mit ihrer Master-Arbeit heraus-finden?
Sie wollte wissen:
Welche Bedeutung haben diese beiden Themen für Menschen mit Down-Syndrom:
1) Vorgeburtliche Diagnostik
2) Schwangerschaftsabbruch

Um das herauszufinden, hat Miriam Quaß mit 8 erwachsenen Personen mit Down-Syndrom zu diesen beiden Themen Gespräche geführt.
Es gab Einzel-Gespräche, und es gab Gruppen-Gespräche.
Die Gespräche wurden aufgezeichnet.
Das heißt: Wir haben Ton-Aufnahmen gemacht.
Alle waren damit einverstanden.
Die Namen der befragten Personen wurden anonymisiert.
Das heißt: Ihre echten Namen stehen nicht in der Forschungs-Arbeit.
Und sie stehen nicht auf dieser Internet-Seite.

Die 8 Personen mit Down-Syndrom hatten unterschiedlich viel Wissen über die beiden Themen Vorgeburtliche Diagnostik und Schwangerschaftsabbruch.
Sie haben unterschiedliche Meinungen zu den beiden Themen.
 
1) Meinung zur vorgeburtliche Diagnostik
Die befragten Personen mit Down-Syndrom waren nicht der Meinung, dass vorgeburtliche Diagnostik automatisch auch selektiv ist.
Das bedeutet:
Sie glauben nicht, dass durch vorgeburtliche Untersuchungen Menschen mit Behinderung aussortiert werden.
Menschen mit Behinderung müssen nicht benachteiligt sein, weil es vorgeburtliche Untersuchungen gibt.
Die meisten befragten Personen waren der Meinung:
Vorgeburtliche Diagnostik kann eine gute Idee sein.
Und sie ist nicht behinderten-feindlich. 

2) Meinung zum Schwangerschafts-Abbruch
Die befragten Personen haben dazu eine sehr kritische Einstellung.
Allerdings haben sie meistens nicht unterschieden zwischen einem Schwangerschafts-Abbruch nach vorgeburtlicher Diagnostik oder nach einem Schwangerschafts-Abbruch im Allgemeinen.

Miriam Quaß schreibt in ihrer Arbeit:
Die befragten Personen mit Down-Syndrom haben die vorgeburtliche Diagnostik und Schwangerschafts-Abbrüche vor dem Hintergrund der eigenen Person reflektiert und teilweise auch die Möglichkeit der eigenen potentiellen „Nicht-Existenz“ erkannt.
Das heißt:
Sie haben verstanden: Menschen werden nicht geboren, weil sie so sind wie ich.
Ich hätte auch nicht geboren werden können.

Die Personen mit Down-Syndrom wussten unterschiedlich viel über vorgeburtliche Untersuchungen und über Schwangerschafts-Abbruch.
Und natürlich sind sie sehr unterschiedliche Persönlichkeiten sind.
Darum wurde diese Erkenntnis sehr unterschiedlich verarbeitet.
Das heißt: Sie sind unterschiedlich damit umgegangen.

Die befragte Gruppe (8 Personen) ist sehr klein.
Deshalb gelten die Ergebnisse dieser Arbeit natürlich nicht für alle Menschen mit Down-Syndrom.

Wenn Sie mehr wissen möchten, dann lesen Sie hier weiter (Text in Fach-Sprache):
Titel der Master-Arbeit von Miriam Quaß: Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbruch aus Sicht von Menschen mit Trisomie 21.
Lesen Sie hier: 
Einleitung
Fazit und Ausblick
 

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