Schule
Viele Menschen wollen wissen: Welche Schule besuchen Menschen mit Down-Syndrom? Gehen sie in Förder-Schulen? Oder werden sie inklusiv beschult? Was war ihnen wichtig in der Schulzeit? Und was haben sie gelernt?
Alle Autoren und Autorinnen des Ohrenkuss Magazins können mit Sprache umgehen – in unterschiedlicher Form.
Jede und jeder von ihnen kann sich ausdrücken.
Sie haben etwas zu sagen – wenn das Thema sie interessiert.
Fast alle von ihnen können lesen und schreiben.
Und die meisten von ihnen haben das haben sie in der Schule gelernt.
Zum Ohrenkuss-Team gehören im Moment Menschen zwischen 15 und 59 Jahren.
Vor 59 Jahren glaubten Ärzte und Ärztinnen noch:
Ein Mensch mit Down-Syndrom kann nichts zu lernen.
Dieses Kind muss nicht in die Schule gehen.
Darum hat Achim Priester keine Schule besucht.
Er hat sich das Lesen und Schreiben selbst beigebracht.
Als die jüngeren Menschen in unserem Team geboren wurden, wusste man schon:
Menschen mit Down-Syndrom können etwas lernen.
Es ist gut, dass sie in die Schule gehen.
Heute gibt es viele verschiedene Möglichkeiten.
Manche Menschen mit Down-Syndrom besuchen Förder-Schulen.
Andere besuchen eine Regel-Schule.
Manche von ihnen haben Schul-Begleiter.
Andere nicht.
2 Frauen aus dem Team haben einen Haupt-Schul-Abschluss gemacht.
Andere haben einen Förderschul-Abschluss gemacht.
Oder keinen Schul-Abschluss.
Ein Mitglied des Teams geht noch zur Schule.
Es verändert sich gerade viel in Deutschland zum Thema Schule.
Eigentlich haben alle Schüler und Schülerinnen in Deutschland das Recht, in eine Regel-Schule zu gehen.
Aber es klappt noch nicht überall gleich gut mit der Inklusion.
Viele Fragen sind noch offen.
Darum berichten Menschen mit Down-Syndrom hier:
Wie war die Schul-Zeit für sie?
Was war fut?
Was war nicht gut?
Julia Bertmann war mit ihrer Schule sehr zufrieden.
Sie berichtet:
Ich war auf einer Traum-Schule.
Ich bin eingeschult worden zusammen mit allen meinen Freunden aus dem Kindergarten.
Ich war das einzige Mädchen mit Down-Syndrom auf der Grundschule.
Alle meine Freunde haben mir geholfen, wenn ich etwas nicht wusste.
Beim Rechnen durfte ich von meiner Nachbarin abschreiben - aber sie hat auch immer alles falsch gerechnet.
Ich habe viel gelernt, auch Schreib-Schrift.
Mit den Klassen-Kameraden und den Eltern unterhalte ich mich heute noch.
Meine Lehrerin besuche ich immer noch.
Ich wünsche mir für allen Kindern mit Down-Syndrom eine Schule, wo sie mit allen Kindern zusammen lernen können.
So wie ich vor mehr als 20 Jahren.
Anna Ring schreibt über ihre Schul-Zeit:
Ich bin auf einen normalen Grundschule und Hauptschule gegangen.
Ich habe eine Freundin.
Da habe ich noch Kontakt.
Ich hatte eine liebe Lehrerin gehabt.
Hat mit mir Englisch gemacht.
Ich habe im Sport Fußball gespielt.
Mein Lieblingsfach war Lesen, das kann ich sehr gut.
Ich hätte mehr Englisch machen können.
Ich hatte eine Lehrerin bekommen, die war etwas komisch: Die hat gedacht ich kann kein Englisch lernen.
Das fand ich blöd.
Martin Weser ist im Westerwald in die Schule gegangen.
Er schreibt darüber:
Ich bin erst 10 Jahre in Waldbröl zur Schule gegangen.
Das ist Förder-Schule.
Ich finde die Schule einfach schön.
Es gibt ganz viel zu sehen man kann auch Getränke kaufen und der ganzen Schulhof, da wo man hingeht, man kann an der Mauer auf der Bank sitzen und die Sonne genießen.
Ich hab mit alten Lehrerin auch ganz nett unterhalten und es war alles schön in der Schule.
Meine alte Klasse war sehr schön.
Sarah Eibensteiner hat in der Schule viel gelernt.
Auch das Verhältnis zu ihren Mitschülern und Mitschülerinnen war gut.
Sie erzählt darüber:
Ich bin in die Hauptschule gegangen.
Das war eine Intergratsions-Klasse.
Ich habe sehr viele positive Erfahrungen gesammelt, weil ich jetzt einen Teil meiner Träume erfüllt habe, nämlich das Berichte schreiben, was ich in der Schule gelernt habe.
Mir hat es in der Schule sehr gefallen weil ich sehr viel gelernt habe für mein Leben.
Ich habe mich mit meinen (auch behinderten) Mitschülern schon sehr gut verstanden.
Ich fand das normal, dass wir gemeinsam schon sehr viel gelernt haben.
Die anderen Mitschüler haben mich sofort akzeptiert, so wie ich bin.
Und alle haben mich schon gekannt und haben sofort mit mir geplaudert.
Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass meine Schüler mich ausspotten wollen mit meiner Beeinträchtigung.
Teresa Knopp ist in der Nähe von Koblenz zur Schule gegangen.
Sie berichtet von ihren Erfahrungen:
Ich war in einer IGS.
Das heißt Integrierte Gesamtschule.
Ich habe gute und schlechte Erfahrungen in der Schule gehabt.
Ich finde es gut, dass ich gute Noten kriege.
Ich habe viel gelernt.
Ich finde es nicht so gut, dass die anderen Schüler glauben, mich zu ärgern.
Ich möchte das es kein Zicken-Terror gibt.
Es sollte in einer ganz normaler Klasse leiser zugehen.
Ich hatte keine Freunde in der Schule.
Ich war einsam.
Sie berichtet genauer, was sie alles gelermt hat - und was nicht:
Ich hab Vieles gelernt, zum Beispiel Quadrat-Zahlen, Aktiv und Passiv, das Herz und wie ein Regenbogen entsteht.
Ich hätte gerne mehr über soziale Grund-Bildung mehr gewusst.
Weil ich weiß nicht, was in Vitamin Bund C drin ist.
Fern-Korrespondentin Anna-Maria Schomburg ist gerne zur Schule gegangen und erinnert sich immer ncoh gerne daran.
Aber manchmal gab es auch Zoff.
Sie schreibt:
Ich bin zuerst in die Grundschule gegangen und 7 Jahre lang in einer integrativen Gesamtschule.
Mit einigen Schülern bin ich gut klar gekommen und mit denen konnte ich arbeiten.
Mit anderen Schülern, die mich geärgert haben, bin ich nicht klar gekommen.
Die Fächer und die Lehrer und der Umgang mit einigen Schülern haben mir am gemeinsamen Unterricht gut gefallen.
Mir hat der Umgang mit einigen Schülern, die mich geärgert haben, nicht so gut gefallen.
Mir ist Mathe sehr schwer gefallen und manchmal etwas Zoff mit einigen Lehrern und der Aufsicht.
Ich bin beim Lernen fast immer gut mitgekommen.
Trotz minimaler Schwierigkeiten und der Flexibilität, die mir schwer fallen, bin ich mit allem sehr gut klar gekommen und die Schule hat mir immer viel Freude gemacht und ich bin gerne hingegangen!
Carina Kühne macht sich stark für Inklusion, die sie schon in der Schule kennenelernt hat.
Sie findet: Alle Kinder sollen so lernen wie sie es konnte.
Sie schreibt:
Ich bin in eine Regelschule gegangen und habe gemeinsam mit meinen Klassen-Kameraden gelernt.
Ich habe praktisch nur Inklusion kennen-gelernt.
Ich kam gut mit und habe auch immer den gleichen Stoff gelernt, wie meine Klassen-Kameraden.
Meine Mutter und ich mussten sehr darum kämpfen, dass ich eine Regelschule besuchen durfte.
Mir hat das Lernen viel Spaß gemacht und ich bin ein ganz großer Fan von Inklusion.
Ich hatte das Glück, einen guten Hauptschul-Abschluss zu machen.
Ich wäre gerne noch weiter zur Schule gegangen.
Verena Elisabeth Turin ist in Italien in die Schule gegangen.
In Süd-Tirol.
Sie schreibt darüber:
Mit 6 Jahren bin ich in der Volksschule (in Sterzing) mit nicht behinderten Jugendliche gegangen.
Bevor ich zu der Mittelschule gegangen bin, besuchte ich regelmäßig meinen Phychologen.
Der mich beobachtet, wie reif ich für die Mittelschule wirklich bin.
Er schaut mir zu, wie geschickt ich seine Übungen mache.
Er entscheidet mit meinen Eltern, dass ich in der Mittelschule gehen darf.
Dort bin ich meistens mit nicht behinderten Jugendlichen in der Klasse geblieben.
Neben mir sind verschiedene Stützleherinnen bei meiner Schulbank gessessen und haben mir bei meiner Aufgaben geholfen.
Hin und wieder bin ich mit den Stützlehrerinnen in einem kleinen Klassen-Raum nebenan gegangen.
Dort haben wir den Unterrichts-Stoff nocheinmal wiederholt, viel verständlicher, viel leichter gemacht.
Nur eine Stützlehrerin hat mich angeschrieren, nur weil ich die Aufgabe nicht verstanden habe und nicht kann.
Und dann hab ich geweint.
Sonst waren sie alle sehr nett zu mir.
Einer hat sogar mir ein Geburtstagsständchen mit der Querflöte ein Lied vorgespielt und ein Kuchen überreicht.
Hermine Fraas ist in der ehemaligen DDR in die Schule gegangen.
Im jahr 1961 kam sie in die Schule.
Sie hat mit allen anderen Kindern gemeinsam Lesen und Schreiben gelernt.
Sie schreibt über den Kontakt zu ihren Mitschülern und Mitschülerinnen:
In der Schule habe ich über meine geistige Behinderung Down Syndrom habe ich auch früher verschwiegen und sie nahmen mich so wie ich bin und da war ich auch sehr glücklich drüber.
Tobias Wolf erinnert sich noch gut an seine Schulzeit.
Er geht auch heute noch zur Schule.
Aber nicht mehr als Schüler.
Er arbeitet als Englisch-Lehrer in einer Grundschule.
Hier kann man einen Bericht darüber lesen.
Seine eigene Schulzeit hat Tobias Wolf in Bayern und in den USA verbracht.
Er schreibt darüber:
Früher war ich in der Grundschule (Montessori) 5 Jahre.
Auch über die Zeit von 189, als die Mauer in Berlin gefallen ist.
Was hat mir in der Grundschule nicht so gut gefallen?
Ich hatte keine Probleme.
Es hat mir immer alles sehr gut gefallen.
Nur einmal war ein ganz bestimmter Musiktitel von den "Four Seasons", der Song hieß "Big Girls don't Cry", der war mir einfach zu laut.
Es war im Musik-Unterricht.
Im Jahr 1998 bin ich nach Amerika geflogen.
Dort war ich für 2 Jahre in der Vashon High School auf einer Insel, die heisst Vashon.
Sie liegt vor Seattle.
Im Jahr 2000 hatte ich Graduation gehabt.
Über diese 2 Jahre hatte ich viele Fächer.
In meiner Vashon-Schulzeit habe ich in einer Plant Nursery [übersetzt: in einer Gärtnerei] ein Praktikum gemacht.
Ich hatte auch ein Praktikum in einem Supermarkt und in einem Spielwaren-Laden.
Im Jahr 2001 habe ich in der High School in der Küche gearbeitet.
In der Küche habe ich zum Beispiel Chicken Paddies oder Pizzas oder Cookies vorbereitet.
In der Elementary School habe ich in der selben Zeit Lunch Packs vorbereitet.
Dort habe ich zum ersten mal ein Erdbeben erlebt mit der Stärke 6,8.
Meine Traumschule, das ist die High School, die ich gerade eben erklärt habe.
Julian Göpels Schulbesuch liegt schon viele Jahre zurück.
Er beschreibt, was er alles gelernt hat:
Das weiß ich alles: Deutsch, Mathe, Erdkunde, Bio, Chemie, Englisch, Religion, Geschichte, Sport.
Alle Fächer.
HW, Hauswirtschaft.
Ich hätte gerne mehr Englisch gelernt.
Weil Englisch Spaß macht.
Da verstehe ich den englischen Besuch besser.“
Auch Johanna von Schönfeld hat viel in der Schule gelernt.
Jetzt arbeitet sie schon seit einigen Jahren in ihrem Beruf.
Aber sie will trotzdem noch mehr lernen - fürs Leben.
Sie berichtet:
Ich hab eine Menge in der school, in Germany genannt Schule, gelernt und Erfahrungen in meine ganze Leben aufgenommen.
Ich habe für meinem Leben gelernt.
Der Spruch aus der Schule: Da lernt man ja was fürs Leben.
Ich hatte noch nie so wenig Sexualkunde-Unterricht in der Schule erlebt und gelernt.
Ich hätte noch ein paar interessante Schul-Bereiche noch etwas mehr ausführlich und erfolgreich gearbeitet.
Es gibt da so verschiedene Themen bis Ideen, die ich noch erlernen möchte wie zum Beispiel ausführliche Fremdsprachen und noch vieles mehr.
Ich möchte Fremdsprachen lernen, weil das für das Leben bringt.
Anna-Lisa Plettenberg ist mal mehr und mal weniger gerne zur Schule gegangen.
Jetzt ist sie froh, erwachsen zu sein und keine Schülerin mehr.
Sie schreibt:
Ich war 12 Jahren in der Schule gewessen.
Und habe keine Lust auf der Schule gehabt.
Und ich bin froh darüber, dass ich aus der Schule bin.
Das Schul-Entlassung war für mich besser gewessen und ich stand auf der Treppe und ich mit einen Sonnenblumme.
Das war in der Johannes-Schule Bonn.
Was macht einen guten Lehrer oder eine gute Lehrerin aus?
Anna-Maria Schomburg findet:
Lehrer sollten zwar eindeutig aber im Umgang mit den Schülern fleksibel nett und freundlich und aufgeschlossen bleiben.
Julian Göpel beschreibt einen guten Lehrer so:
Eigentlich muss der Geduld haben.
Und freundlich sein.
Wenn hier ein Sommerfest ist,müssen die Lehrer auch hierhin kommen.
Und die Verwandtschaft.
Außer die Leute, die weit weg wohnen.
Carina Kühne findet wichtig:
Ein guter Lehrer sollte Geduld haben und nicht von vornherein sagen: „Die ist behindert, die kann das sowieso nicht lernen.“
So stellt sich Marley Thelen eine gute Lehrerin vor:
Die Lehrerin ist sehr klug und sitzt im Rollstuhl.
Sie kann den Kindern alles beibringen - außer vielleicht Sport.