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Drei gezeichnete Schädel mit Beschriftung darunter

War John Langdon-Down ein Rassist?

Diese Frage hat uns ein Leser unserer Website gestellt. Er findet: Man sollte den Begriff Down-Syndrom nicht verwenden. Man sollte John Langdon-Down nicht ehren. Wir glauben: Er hat Unrecht. John Langdon-Down war kein Rassist.

Wir von TOUCHDOWN 21 glauben: John Langdon-Down war kein Rassist.
Er fand: Alle Menschen sind gleich viel wert.
Er war fasziniert von Menschen mit Down-Syndrom.
Er wusste: Sie sind klug und können etwas lernen.

John Langdon-Down hat als erster Menschen mit Down-Syndrom beschrieben.
Er hat mit ihnen gearbeitet und sie beobachtet.
Er hat beschrieben, welche Besonderheiten sie haben.
Er hat darüber geschrieben, wie sie gut etwas lernen können, wie man sie fördern kann.
Er war der Erste in seiner Zeit, der solche Ideen hatte.
Bis dahin waren Menschen mit Down-Syndrom in Großbritannien nicht gefördert worden. 

Seine erste wissenschaftliche Arbeit dazu hat John Langdon-Down 1866 veröffentlicht.
Damals kannte man die Ursache des Down-Syndroms, die Trisomie 21, noch nicht.
Man wusste noch nichts von der Existenz von Chromosomen.
John Langdon-Down hatte verschiedene Theorien dazu.
Aber er konnte es, als Wissenschaftler seiner Zeit, noch nicht herausfinden.

Etwa eineinhalb Jahre bevor John Langdon-Down seine Arbeit veröffentlicht hat, wurde ein Buch eines deutschen Wissenschaftlers ins Englische übersetzt.
Es war das Buch "Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte" von Johann Friedrich Blumenbach.
Darin hat er beschrieben: Es gibt 5 verschiedene Menschen-Rassen.
Er hat beschrieben, wie sie aussehen, welche Form ihre Schädel haben und was sie, seiner Meinung nach, lernen können - oder eben nicht lernen können.
Eine dieser von ihm beschriebenen Menschenrassen war der sogenannte "mongolische Typ". 

Dieses Buch hat John Langdon-Down gelesen.
Er hat in Briefen an Kollegen darüber berichtet.
Er hat Teile der Systematik von Johann Friedrich Blumenbach übernommen, um die Menschen-Gruppe zu beschreiben, mit der er gearbeitet hat.
Aber es ging immer nur um eine Beschreibung ihrer optischen Merkmale.
John Langdon-Down war gläubig.
Er war sich sicher: Alle Menschen stammen von Adam und Eva ab.
Alle Menschen gehören zur selben Rasse.
Es gibt keine verschiedenen Menschenrassen, die mehr oder weniger wert sind.
Er schreibt in seiner Veröffentlichung:

"…das die von mir aufgezeichneten Beobachtungen Anzeichen dafür sind, dass die Unterschiede zwischen den Rassen nicht festgelegt, sondern veränderlich sind."

Abwertende Bezeichnungen, die daraus entstanden sind, mongoloid, Mongolismus usw., wurden von John Langdon-Down selbst nie verwendet.
Erst Wissenschaftler, die nach seiner Erst-Veröffentlichung Bezug darauf genommen haben, haben diese Bezeichnungen verwendet. John Langdon-Down selbst sprach von der "großen mongolischen Familie".

Die Zeit, in der John Langdon-Down gelebt und gearbeitet hat, liegt mehr als 150 Jahre zurück.
Und trotz seiner innovativen Ideen hat er sich lange Zeit dem Vokabular der Medizin seiner Zeit bedient. Er nannte Menschen mit geistiger Behinderung "schwachsinnig" oder "Idioten". Das liest sich heute herabwürdigend und vielleicht rassistisch.
Das entsprach aber nicht seiner Haltung.
Und später hat er sich in seinen Vorlesungen von diesen Benennungen klar distanziert.
Er hat gesagt:

"Ich hege keine große Sympathie für den Begriff 'Idiot'.
Er ist so häufig Ausdruck des Vorwurfes.
Das Wort bedeutet 'einsam'.
Niemand mag das Wort und keine Mutter wird zulassen, dass ihr Kind so betitelt wird."

Wir kommen anhand der Quellen, zu denen wir gearbeitet haben, zu dem Ergebnis:
John Langdon-Down war kein Rassist.
Er war ein Visionär und Menschen mit Down-Syndrom hatten damals in seiner Einrichtung ein besseres Leben als irgendwo sonst.
Sie hatten eine höhere Lebens-Erwartung als an anderen Orten.
Sie lernten Dinge, die sie sonst nirgends lernen konnten.
Sie erfuhren Förderung und Fürsorge von John Langdon-Down, seiner Frau Mary und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihrer Einrichtung.
Darum finden wir nichts Verwerfliches daran, ihn zu ehren.

Unsere Kollegen und Kolleginnen mit Down-Syndrom waren fasziniert, von ihm zu hören, ihn und seine Arbeit kennenzulernen und schätzen ihn.
Teresa Knopp zum Beispiel schreibt:

"John Langdon-Down hat das Down-Syndrom erfunden. Dafür bin ich ihm dankbar."

Ein anderer Grund, warum wir den Begriff Down-Syndrom statt des Begriffes Trisomie 21 verwenden ist:
Unsere Kollegen und Kolleginnen mit Down-Syndrom benutzen ihn.
Sie verwenden den Begriff, können ihn besser aussprechen als Trisomie 21 und benennen sich selbst so.
Mein Kollege Paul Spitzeck sagt über sich selbst:

"Ich bin nicht behindert.
Ich habe das Down-Syndrom." 

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