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Ein Mann mit Down-Syndrom in Arbeitskleidung und mit Schirmmütze mit Heugabel, vor ihm eine Kuh.

Deutschland

Michel Mündlein

Michel Mündlein war Bauer. Und Fan der Fußball-Mannschaft VfB Stuttgart.

Michel Mündlein wurde 1987 geboren. Er war Bauer. Er liebte seinen Beruf. Er sagte immer über sich selbst: "I bin Baur ond des sin mei Kiha." Das ist Schwäbisch und heißt übersetzt: „Ich bin Bauer und das sind meine Kühe.“ Michel war gerne an der frische Luft, mochte körperliche Arbeit und liebte Tiere. Darum war die Arbeit auf dem Bauernhof genau das Richtige für ihn. Er konnte gut Tierstimmen nachmachen, am besten die von Ziegen und Katzen.

Michel war großer Fan der Fußballmannschaft VfB Stuttgart. Darum waren rot und weiß seine Lieblingsfarben - so wie im Logo des Vereins. Und sein Trikot war sein Lieblings-Kleidungsstück. Michel ging gerne ins Stadion, um seine Lieblings-Mannschaft spielen zu sehen. Aber er wollte auf der Tribüne nicht zu weit oben sitzen, denn er hatte Höhenangst. Seine liebste Fernsehsendung war die Sportschau. Die hat Michel nie verpasst. Auch nicht, wenn seine Geburtstagsgäste in der Zeit ohne ihn im Garten saßen.

Meistens war Michel gut gelaunt. Er war glücklich über viele Dinge in seinem Leben, ein gutes Essen, ein leckerer Capuccino, ein kühles Bier, eine erfrischende Dusche. Er machte gerne Witze. Michels Familie hat ein ganzes Buch mit seinen Sprüchen. Er brachte gerne alle zum Lachen. Außer der VfB hatte verloren - dann war  Schluss mit lustig.

Michel trug immer Schildmützen. So wie auf dem Foto im Stall. Er hatte ungefähr 20 davon. Er wollte sie nie ausziehen, auch nicht beim Essen. Nur zum Schlafen hat Michel die Kappe abgezogen. Manchmal hat er auch zwei übereinander gezogen, ein Schild nach vorne, eins nach hinten. Das fand er cool.

Michel hat Schlagzeug gespielt. Tokio Hotel war seine Lieblings-Band. Vor allem den Sänger Bill Kaulitz fand er toll. Außerdem mochte er die Haller Salzsieder. Das ist eine traditionelle Trachten-Gruppe in Schwäbisch Hall. Michel hat sich bei Auftritten gern mit den Mitgliedern in Tracht fotografieren lassen. Außerdem war Michel sehr sportlich. Er konnte gut schwimmen und liebte es, mit viel Gespritze ins Becken zu springen.

Michel liebte Listen. Er hat sie am Computer geschrieben. Zum Beispiel Listen mit Fußball-Ergebnissen oder Zug-Fahrplänen. 

Im Jahr 2018 hatte Michel einen schweren Unfall bei der Arbeit. Seitdem war er gelähmt. Er war lange im Krankenhaus und musste sehr lange im Bett liegen, zwei Jahre lang. Dann hatte Michel eine Lungenentzündung. Daran ist er gestorben. Er wurde 33 Jahre alt. Michels Familie vermisst ihn sehr. Sie sind traurig, dass Michel nicht mehr lebt. Sie erinnern sich gerne an ihn.

Michel liebte das Lied 'Oh du fröhliche'. Er hat es gerne gesungen - nicht nur an Weihnachten. Michels Familie hat das Lied bei seiner Beerdigung für ihn gesungen. Das war im Oktober 2020. Michels Schwester Eva schreibt in einem Brief: "Michels Lieblingslied war 'Oh du fröhliche'. Er hat es immer ganz laut gesungen in der Kirche. Er hat es auch sehr falsch gesungen. Aber es hat niemaden gestört. Die anderen Leute haben sich gefreut. Weil Michel so fröhlich war."

Michels Schwester hat eine Bitte. Sie schreibt: "Bitte singen sie 'Oh du fröhliche' an Weihnachten. Denken sie dabei an Michel. Beten Sie für ihn. Und seien Sie fröhlich. Das Leben ist etwas Wunderbares."

Darum bitten wir die Leser*innen dieses Textes: Singen Sie 'Oh du fröhliche' für Michel. Im April, Juli oder Dezember. Denken Sie an ihn. So bleibt die Erinnerung an Michel an vielen Orten lebendig. 

Portrait eines Mannes mit Down-Syndrom. Er hat braune Haare und einen Vollbart. Er lächelt. Michel trägt eine Brille und eine Windjacke.

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