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Gruppenbild Theater HORA
03.12.2015

Theater HORA schreibt für TOUCHDOWN 21

Projektleiterin Dr. Katja de Bragança ist in Zürich. Zu Besuch bei Theater HORA. Eine gute Chance, um zusammen zu arbeiten und zu schreiben.

Zuerst haben die Schauspielerinnen und Schauspieler von HORA darüber abgestimmt, zu welchen Themen sie arbeiten wollen.
Gewünscht wurden etwa Themen wie Theater - klar, Schlafen oder Zeit verbringen mit Beatrice Egli.
Alles spannend, keine Frage.
Aber zuerst haben sie sich entschieden, zum Thema Vorurteile und No Gos zu schreiben.
Darf man jemanden "Downie" nennen? Oder Mongo?

Remo Zarantonello sagt: 

"Ich selber habe kein Down Syndrom, aber ich kenne das Gefühl anders zu sein.
Wenn jemand sagt ich sei behindert verletzt mich das, weil ich eine andere Person bin."

Auch seine Kollegin Sara Hess benutzt eine andere Bezeichnung für ihre Kollegen und Kolleginnen mit Down-Syndrom:

"Ich nenne jemand so: Er hat ein 'Down Syndrom'".

Nicolai Gralak findet 'Downie' und 'Mongo' nicht ok. Er sagt: 

"Weder 'Mongo' noch 'Downie'.
'Mensch mit Down-Syndrom' sollte man sagen.
Weil in erster Linie, auch wenn man ein Down-Syndrom hat, ist man in erster Linie ein Mensch.
Das ist abschätzend.
So wie wenn man zu einem Schwarzen sagt der sei ein Neger.
Das kommt in etwa auf dasselbe hinaus.
Nicht in etwa.
Das ist dasselbe."

Remo Beuggert ist da weniger streng. Er findet, es kommt auf die Situation an:

"'Downie' finde ich innerhalb meiner Gruppe, also wenn man diese Person kennt, ok.
Aber wenn man diese Person nicht kennt sollte man etwas vorsichtig sein.
Ich selber sag 'Downie' nicht, aber wenn ich meinem Kollegen von meinen Schauspiel-Kollegen erzähle, sage ich immer 'Mein Kollege hat ein Down-Syndrom'.
'Downie' benutze ich nicht.
Ich empfinde das vielleicht anders, weil ich kein Down- Syndrom habe.
Ich habe ja ein anderes Handicap.
Ich selber habe lieber Kontakt mit Menschen mit Handicap."

Handgeschriebener Text von Remo BeuggertNora Tosconi findet Bezeichnungen eigentlich unwichtig: 

"Ich schaff in der Freizeit mit Menschen mit ganz verschiedenen Behinderungen.
Ich sage zu denen auch 'Menschen mit Behinderung'.
Und sonst sag ich auch 'Down-Syndrom'.
Früher irritierte mich, dass man alles benennen muss.
Jeder Mensch hat ein Herz und ist ein Mensch.
Bezeichnungen sind mir egal.
Seit ich zu meinem Handicap stehe, ist mir egal was man zu mir sagt.“

Matthias Brücker steht dazu, ein 'Mongo' zu sein.
Er sagt:

"Das ist mir egal wie man mich nennt.
Mongo hör ich gern.
Ich steh dazu, dass ich ein Mongo bin.
Ist mir egal.
Ich hör alles gern."

Noha Bahir findet es verletzend, 'Mongo' genannt zu werden.
Er erzählt:

"Einmal habe ich beim Haupt-Bahnhof einen gesehen der 'Mongo' zu mir gesagt hat.
Dann bin ich weg-gelaufen.
'Du bist behindert.' 
Ich gehe in den Bus.
Da ist alles klar."

Gianni Blumer findet den Begriff mongoloid "wüst". Er sagt:

"Wir sind mit Down-Syndrom.
'Mongolid' ist ganz ein wüstes Wort.
Trisomie 21.
Es gibt Menschen, die keine Behinderung haben.
Es kommt darauf an, wie er geboren ist.
Die Eltern können entscheiden, ob sie das Kind mit Down-Syndrom haben oder nicht.
Wir sind alle Menschen.
Wir haben alle ein Recht und haben auch Erfahrungen.
Das ist Wahrheit."

Tiziana Pagliaro hat selbst das Down-Syndrom. 
Sie findet: Das ist nicht immer leicht.
Sie sagt:

"Das ist total schwierig.
Ich bin erst später im März auf die Welt gekommen.
Als ich klein war hatte ich noch kein Down-Syndrom.
Dann ist es stressig geworden.
Ich weiss nicht, sorry.
Trisomie 21 ist in ok.
'Mongo' mag ich nicht.
'Downie' mag ich nicht.
Es ist ok zu sagen 'Mensch mit Down-Syndrom'."

Auch Fabienne Villiger macht es traurig, 'mongoloid' genannt zu werden.
Sie findet es Scheiße:

"Ich war früher sehr traurig in der Schule.
Ich finde 'mongolid' zu sagen Scheiße.
Ich war traurig.
Man kann sagen 'Down-Syndrom' oder auch 'Behinderung'.
Das darf man sagen zu mir.
Meine Mutter ist mit mir schwanger gewesen.
Nachmittags um drei Uhr bin ich geboren.
Mein Vater ist traurig gewesen.
Er war erschrocken.
Das Kind hat Down-Syndrom.
In der Schule hat man 'dumme Kuh' gesagt.
'Mongoloid' darf man nicht sagen zu mir."

Fabienne Villiger schreibt eine Nachricht an die Webmasterin

Franki Thomas findet 'Downie' "nicht ok":

"'Mongo' und 'Downie' ist nicht ok.
Ich sage nein zu 'Mensch mit Down Syndrom'.
Ich bin auch ein kleiner Bub gewesen.
Ich bin auch ein behinderter Mensch und ein Schauspieler.
Trisomie 21 ist ok.
Ich finde 'behinderter Mensch' besser.
'Down-Mensch' oder 'Down-Kind' finde ich schwierig."

Michael Elber ist der künstlerische Leiter beim Theater HORA. Er sagt:

"Ich finde, grundsätzlich geht es vor allem um die Haltung wie jemand etwas sagt.
Es ist zum Beispiel so, dass die jüdischen Menschen die besten Witze über Juden erzählen.
Die haben da nicht so ein Problem.
Ich finde es richtig, wenn eine Theater-Gruppe ein Stück macht über 'die Mongoliden', um zu provozieren.
Es geht nicht darum, die Menschen zu beschimpfen.
Aber Ich habe nicht das Down-Syndrom.
Wenn jemand zu mir 'Mongo' sagt, ist das etwas anderes als wenn man das mit einer abschätzigen Haltung zu einer Person mit Down-Syndrom sagt.
Wir sind alle Menschen."

Bei Julia Häusermann werden im Zweifelsfall auch schon mal Ohrfeigen verteilt:

"Ich finde es korrekt.
Ich bin ein Mensch, der eine Behinderung hat.
Einfach.
Was man nicht sagen darf: Mongolid, Mongo, Schlampe - auf keinen Fall.
Arschloch auch nicht.
Die Wörter darf man nicht sagen.
Sonst kann es sein, dass ich eine Ohrfeige gebe.
Das will ich nicht.
Wenn ich das tue kann es sein, dass die Polizei mich festnimmt.
Das will ich nicht.
Weil ich in einer Beziehung bin.
Sonst sieht er mich nicht mehr."

Schauspielerin Julia Häusermann schreibt für TOUCHDOWN 21

Matthias Grandjean findet:

"Musik.
Schlagzeug spielen mit Down-Syndrom 21.
Theater Hora spielen.
Alle Menschen.
Welt.
Erde Ganz."

In Zürich sind auch fünf Videos entstanden:

Was die Mitglieder der Redaktion Ohrenkuss zum Thema 'Downie' denken, finden Sie hier.

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